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Ebook: Frühe Formen des Erlebens

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27.01.2024
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die Möglichkeit, die Dinge auch anders sehen zu können. In der depressiven Position wird Lebensgeschichte nicht nur ge­ macht, sondern erzählt, umgeschrieben und erweitert. Zwi­ schen uns und anderen ist Raum, einander zu verstehen und uns aufeinander im Kontext einer gemeinsamen Geschichte zu beziehen. Das ermöglicht ein Verstehen von Schuld aber auch von Wiedergutmachung und Versöhnung. In dieser Darstellung könnte fälschlicherweise der Ein­ druck einer Fortschrittsgeschichte entstehen. Eine primitivere Stufe von Erfahrungsstruktur wird durch eine neue ersetzt. Aber dies ist nicht das Bild, das Ogden zeichnet. Für ihn ist die primitivere Stufe nicht nur ein Trittbrett, um zu einer höheren zu gelangen, sondern sie ist wie das Fundament eines Hauses, dessen höhere Regionen, wenn man es abreißt, zusammenfal­ len würden. Die psychologische Basis für ein gelingendes Le­ ben ist nicht nur die Erhaltung der verschiedenen Erfahrungs­ modi, sondern auch ihre Koordination. Erst das massive Über­ wiegen einer einzigen Position fuhrt zu einem pathologischen Erscheinungsbild. Daß die vorsymbolische Ebene nicht ein­ fach überwunden werden darf, wenn man nicht Sinnlichkeit im weiten Sinne opfern möchte, versteht sich von selbst. Aber Ogden zeigt auch gegen die kleinianische Tradition, daß auch die paranoid-schizoide Position nicht überwunden werden darf, birgt sie doch die Chance, starke Gefühle zu erleben und Erfahrungen zu machen, die überraschend sind. Die Fähigkeit, das eigene Selbstverständnis durch solche Erfahrungen in Frage zu stellen und diese zu integrieren (depressive Position), macht aus Spaltungen lebensgeschichtliche Lernprozesse. Ogden gelingt es, komplexe psychische Prozesse interes­ sant zu systematisieren und erfahrungsnah darzustellen.




Thomas H. Ogden ist Absolvent des Amherst College, der Yale School of Medicine und des San Francisco Psychoanalytical Institutes und arbeitete als Psychiater an der Tavistock Clinic in London. Er ist gegenwärtig Direktor des Center for the Advanced Study of the Psychoses in San Francisco, Supervisor und Lehranalytiker am Psychoanalytic Institute of Northern California und lehrt am San Francisco Psychoanalytic Institute. Er ist Mitherausgeber von führenden psychoanalytischen Zeitschriften und Autor von fünf Büchern, die in elf Sprachen übersetzt wurden. Ogdens "Frühe Formen des Erlebens" beschreibt in anschaulicher Art und Weise die primitivste psychische Organisation des sensorisch dominierten, vorsymbolischen Erlebnisbereiches. Um diese Grundlage für die Erfahrung des Selbst systematisch erfassen zu können, führt er das Konzept der autistisch-berührenden Position ein. Darunter versteht er ein Erleben, in dem Bedeutung auf der Grundlage von Sinneseindrücken, insbesondere auf der Hautoberfläche, entsteht. "Das ist ein außergewöhnliches und anregendes Buch, das Werk eines wirklich originellen und schöpferischen psychoanalytischen Theoretikers und scharfsinnigen Klinikers. Ogden erweitert und vertieft seine Neuformulierungen der Vertreter der britischen Schule der Objektbeziehungstheorien (M. Klein, W. R. Bion, D. W. Winnicott, W. R. D. Fairbairn, H. Guntrip), um die Welt der verinnerlichten Objektbeziehungen näher zu beleuchten". Jerome B. Katz im Journal of the American Psychoanalytical Association "Von den unzähligen psychoanalytischen Büchern, die jährlich veröffentlicht werden, kann nur eine Handvoll als originell und klinisch relevant bezeichnet werden. ‚Frühe Formen des Erlebens‘ ist eines dieser Bücher". Glen O. Gabbard im Bulletin of the Menninger Clinic
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