Ebook: Vielleicht das Heitere : Tagebuch aus einem andern Jahr
Author: Robert Neumann
Vielleicht das Heitere ist ein hintergründiges und maßloses Buch, der »Spiegel eines gesichterreichen und lebendigen Lebens«, erfüllt von spielerischer Leichtigkeit und dem Zauber der kleinen Dinge, aber auch von verborgener Melancholie und tödlichem Ernst. Dieses Tagebuch aus einem andern Jahr ist keine Autobiographie im herkömmlichen Sinn. Robert Neumann - kein Tagebuchschreiber sonst - führte in jenem »andern Jahr« ein Diarium in der Erwartung, er werde bald sterben. An eine Veröffentlichung dachte er damals noch nicht. Daraus erklärt sich, wie der Autor selbst in seinem Vorwort sagt, die Maßlosigkeit vieler Äußerungen, vor allem in der Beurteilung von Zeitgenossen, Freunden und Gegnern, die rücksichtslose Preisgabe von Geheimnissen - »all dies nur zum kleinen Teil moralisch kompensiert durch den Versuch einer ähnlichen Maßlosigkeit in der Darstellung der Handlungen, Eigenschaften, Schwächen, Laster des Autors selbst«.
365 tägliche Eintragungen, wichtige und nichtige, durchsetzt mit virtuosen Rückblenden - »hinter jedem Kieselstein Gegenwart ein Felsen Vergangenheit« - und hinreißenden Parodien, werden zu einer sich von Monat zu Monat steigernden Konfrontation des Autors mit sich selbst.
Als »eines schwachen Menschen Versuch zur Wahrhaftigkeit« will Robert Neumann dieses Tagebuch verstanden wissen. Der Verleger veröffentlicht dieses ebenso weise wie bösartige, angreiferische wie angreifbare, komische wie schwermütige Buch nicht nur, um die maßlose Ungerechtigkeit an den Pranger zu stellen, mit der er selbst und einige seiner besten Freunde darin behandelt werden; nicht nur, weil er zu dem Satz Voltaires steht, daß auch dem Gegner die Möglichkeit gegeben werden soll, seine noch so fragwürdige Meinung zu publizieren (ganz abgesehen davon, daß er mit diesem Gegner befreundet ist...), nicht nur, weil er mit diesem Freund und Gegner einen Generalvertrag abgeschlossen hat, der ihn zu drucken zwingt, was er anderen Freunden zuliebe gerne ungedruckt ließe - sondern vor allem deshalb, weil er in diesem Tagebuch aus einem andern Jahr so viel Kraft, Courage, Charme und Souveränität sieht, so viel Meisterschaft und Lebensfülle, daß er es den deutschen Lesern nicht vorenthalten darf.
Vielleicht das Heitere ist ein Tagebuch ohne literarische Parallelen, eine ebenso planlose wie raffinierte »Summe kurzer Ewigkeiten - Gnadenfristen, gegeben einem, der zwischen gepackten Koffern zu stehen glaubt — und das heißt: nicht bloß das Tagebuch eines Jahres«.