Die Welt des Hochmittelalters wird in diesem Buch vor uns ausgebreitet, eine Welt, in der Orient und Okzident sich begegneten, in der die Möglichkeit bestand, eine Synthese der beiden großen geistigen Bewegungen zu schaffen. Die Vernichtung des Templerordens machte dem ein jähes Ende, wenn auch einiges von seinem Geist noch in verschiedenen esoterischen Gemeinschaften bis in unsere Tage fortlebt.
Der große Prozeß gegen die Templer um die Wende des 13. zum 14. Jahrhundert, in dem das französische Königtum und das Papsttum eine ebenso düstere wie geheimnisvolle Rolle spielten, hat immer wieder die Forschung beunruhigt. Denn die Zusammenhänge sind niemals ganz geklärt worden, die meisten Prozeßakten hatte man vernichtet. So war unklar geblieben, ob die Anschuldigungen, die gegen diesen größten und mächtigsten der Ritterorden erhoben wurden, zu Recht bestanden oder ob der sagenhafte Reichtum der Templer den Neid und den Argwohn der weltlichen Herrscher erregt hatte, so daß ein »Schauprozeß« großen Stils angestrengt wurde.
Nun hat der französische Gelehrte John Charpentier in seinem von der Academie Française ausgezeichneten Buch diesen Prozeß gleichsam wieder aufgenommen, gestützt auf die neuesten historischen, archäologischen und religionswissenschaftlichen Forschungen. Erzeigt, daß die Templer immer »wahre Ritter Christi« waren, voll Lauterkeit und Glaubenseifer, daß ihre »Geheimlehre« kein Götzenkult war, wie in der Folter erpreßte Geständnisse zu beweisen schienen, sondern eine esoterische Lehre, in der Einflüsse der Gnosis, der Weisheit des Pythagoras, islamischer und christlicher Mystik sich vereinigten. Die große politische Macht der Templer aber sollte nur dazu dienen, übernationale Ideen zu verwirklichen.