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Ebook: Verbände : Geschichte, Theorie, Funktion : Ein bibliographisch-systematischer Versuch (Pressure Groups : History, Theory, Functions : A bibliographic systematic attempt)

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08.02.2024
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Geleitwort des Herausgebers
Im Jahr 1967 veröffentlichte die Bibliothek für Zeitgeschichte in ihrer Schriftenreihe einen bibliographisch-systematischen Versuch von Hans-Gerd Schumann über die politischen Parteien in Deutschland nach 1945. Neben den Parteien spielen in der Entwicklung von Entscheidungsprozessen demokratischer Staaten Verbände (Pressure Groups) eine besondere, Rolle. Es lag deshalb nahe, die erste Arbeit durch eine zweite bibliographische Aufarbeitung des Materials zu diesen Verbänden (Pressure Groups) zu ergänzen. Professor Dr.
Kurt P. Tudyka, von dem Instituut voor Politicologie Katholieke Uni- versiteit Nijmegen in den Niederlanden, stellte der Bibliothek für Zeitgeschichte zu diesem Zweck das gemeinsam mit seiner Frau Juliane bearbeitete Manuskript eines bibliographisch-systematischen Versuches zum Thema ’’Verbände - Geschichte, Theorie und Funktion” zur Verfügung.
Da diese Arbeit sich nicht auf die Verbände der Bundesrepublik beschränkt, sondern von vornherein international angelegt war, erschien es zweckmäßig, den kurzen in die Systematik einführenden Text der Bibliographie in deutscher und englischer Sprache voranzustellen. Bei der Vielfalt und sehr unterschiedlichen Qualität der erfaßten rund 2000 Veröffentlichungen von 1200 Autoren aus den verschiedensten Ländern erwies es sich als sehr schwierig, einen Bericht über den Gang der Forschung in der gebotenen Kürze zusammenzustellen. Es wurde deshalb die Literatur innerhalb der systematischen Gliederung jeweils nach Erscheinungsjahren geordnet, um auf diese Weise einen gewissen Überblick über den Forschungsgang zu vermitteln.
Wir hoffen, daß auch dieses Heft 12 unserer Schriftenreihe sich als ein nützliches Hilfsmittel für den Benutzer erweist.

Einleitung
Die Verbreitung der Verbandsaktivität hat einen solchen literarischen Niederschlag gefunden, daß sein Ausmaß längst die Herausgabe einer Verbände-Bibliographie gerechtfertigt hätte. Mit der vorliegenden, strukturierten Bestandsaufnahme vor allem US-amerikanischer und deutschsprachiger Publikationen ist der erste, umfassende Versuch dazu unternommen worden. Sie sollte einem Informationsbedürfnis genügen, das über Forschung und Ausbildung hinaus auch in vielen anderen Bereichen der Praxis anzutreffen ist.
Obwohl Verbände ebenso wie Parteien für jeden zu einer alltäglichen Erfahrung, sei es durch Beachtung öffentlicher Äußerungen, sei es durch teilnehmende Mitgliedschaft, gehören können, sind sie schwieriger als diese anhand von äußerlichen Merkmalen zu bestimmen. Zur Definition des Verbands-Begriffes und damit zur Auswahl der Bibliographie sind daher einige Bemerkungen notwendig.
Verbände sind eine typische Erscheinungsform bürgerlicher Gesellschaft. Ihre Organisation, Entstehung und Entwicklung ist eng mit der Entfaltung des liberalen Staates verbunden, an dessen Anfang ihre Bildung zuerst als illegitim und überflüssig galt. Angesichts individuell nicht verschuldeter und nicht lösbarer Probleme der Marktgesellschaft stellten sich Gründung und Mitgliedschaft von Verbänden als nützlich heraus. Mit der Veränderung des Staatsapparates verstärkte und wandelte sich auf der Grundlage wachsender Industrialisierung auch ihre Wirksamkeit. Sie ist deshalb - ähnlich wie die der Parteien - in der gegenwärtigen Epoche qualitativ und quantitativ verschieden von Perioden des 19. Jahrhunderts.
Verbands ähnliche Gebilde werden von vereinzelten Autoren auch in der vorbürgerlichen Gesellschaft, in Ländern der Dritten Welt und sogar in den sozialistischen Übergangsgesellschaften registriert. So weit es sich hier nicht um Vorformen oder Relikte der bürgerlichen Gesellschaft handelt, wird offensichtlich aufgrund formeller Merkmale dabei der Verbandsbegriff zu einer ahistoris9hen Kategorie oder historischen Invarianz im Sinne von ’’Gruppe” abstrahiert. Die Legitimität eines solchen Verfahrens, das z. B. Ständeversammlungen und Zentralkomitees, reichsstädtische Zünfte und demokratische Massenorganisationen begrifflich vereint, wird durch einen Verlust an Informationsgehalt und Erklärungskraft des Begriffes erkauft; den gleichen erkenntnistheoretischen Einwand müssen sich auch Darstellungen gefallen lassen, die aufgrund von kurzfristig beobachtbaren Verhaltensmustern Teile der Bürokratie und staatliche Organe mit Einfluß- und Interessengruppen identifizieren.
Nicht selten bilden solche Studien den Unterbau für anspruchsvolle Gesellschaftstheorien, die, obgleich untereinander oft nicht unwesentlich voneinander verschieden, als Pluralismus-Theorien bezeichnet werden. Ein solcher Pluralismus manifestiert sich nach Ansicht seine*» Autoren in den Gewerkschafts-Arbeitgeberbeziehungen ebenso wie in der gesellschaftlichen Organisation beliebiger Lebensäußerungen der Freizeitkultur.
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