Ebook: Die Unfähigkeit zu trauern : Grundlagen kollektiven Verhaltens
Bei der Suche nach den stichwortgebenden Büchern der deutschen Nachkriegszeit stößt man unweigerlich auf Alexander und Margarete Mitscherlichs »Die Unfähigkeit zu trauern«. Kaum ein Buchtitel hat den allgemeinen Sprachgebrauch und das öffentliche Bewußtsein so sehr beeinflußt. Die Weigerung der Deutschen, ihre Vergangenheit wahrzunehmen und zu verarbeiten, das heißt »Trauerarbeit« zu leisten, wurde von den beiden Psychologen als kollektives Verhalten diagnostiziert. Die Autoren versuchten eine Antwort auf die Frage zu geben, warum die Trauer um die Millionen Opfer des Dritten Reiches nicht stattfand. In einer einzigartigen Verbindung von historischer und psychoanalytischer Interpretation gelang den beiden Mitscherlichs die Beschreibung eines eigentümlichen »deutschen Syndroms«: die Verwandlung von Schuldgefühl, Angst und Scham in Selbstmitleid. Sie deckten die enge und unheilstiftende Verbindung von Idealisierung und Aggression als Motor dieser Vorgänge auf.